Praetorius

Praetorius
Praetorius,
 
1) Franz, Semitist, * Berlin 22. 12. 1847, ✝ Breslau 21. 1. 1927; war 1875-80 Professor in Berlin, 1880-93 in Breslau, 1893-1909 in Halle (Saale) und seit 1909 wieder in Berlin; wichtige Werke v. a. zur Äthiopistik.
 
Werke: Grammatik der Tigriñasprache in Abessinien. .., 2 Teile (1871-72); Die amharische Sprache, 2 Teile (1878-79); Äthiopische Grammatik mit Paradigmen, Litteratur, Chrestomathie und Glossar (1886); Zur Grammatik der Gallasprache (1893).
 
Herausgeber: Das Targum zu Josua in jemenischer Überlieferung (1899); Das Targum zum Buch der Richter in jemenischer Überlieferung (1900).
 
 2) Hieronymus, der Ältere, eigentlich H. Schụltz oder Schụltze, Organist, * Hamburg 10. 8. 1560, ✝ ebenda 27. 1. 1629, Sohn von 3), Vater von 4); studierte bei seinem Vater und wirkte als Organist in Erfurt und an Sankt Jacobi in Hamburg. Er zählt zu den Komponisten, die den mehrchörigen Stil der Venezianischen Schule in Deutschland einführten. Eine Ausgabe seiner Werke (mit 102 Motetten, sechs Messen und neun Magnificats) erschien 1616-25 in Hamburg.
 
 3) Jacob, der Ältere, eigentlich J. Schụltz oder Schụltze, Organist, * Magdeburg um 1530, ✝ Hamburg 1586, Vater von 2); studierte vermutlich bei M. Agricola und war seit 1558 Kirchenschreiber und Organist an Sankt Jacobi in Hamburg. Von seinen Kompositionen ist das »Opus musicum excellens et novum« (1566) mit 204 4- bis 8-stimmigen liturgischen Werken überliefert.
 
 4) Jacob, der Jüngere, eigentlich J. Schụltz oder Schụltze, Organist, * Hamburg 8. 2. 1586, ✝ ebenda 21. oder 22. 10. 1651, Sohn von 2); Schüler von J. P. Sweelinck, ab 1603 Organist an Sankt Petri in Hamburg; schrieb Choralsätze und Orgelwerke.
 
 5) Michael, eigentlich M. Schụltheiß, Komponist, * Creuzburg 15. 2. 1571 (oder 1572), ✝ Wolfenbüttel 15. 2. 1621; war seit 1595 Organist im Dienst des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig und Lüneburg und folgte ihm 1604 nach Wolfenbüttel, wo er Kammerorganist und schließlich Hofkapellmeister wurde. 1613-16 wirkte er am Dresdner Hof. Im Mittelpunkt seines musikalischen Werkes steht die Choralbearbeitung des gesamten Bestandes an lateinischen und deutschen liturgischen Gesängen des lutherischen Gottesdienstes, die maßgebend für die evangelische Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts wurde. Sie umfasst v. a. Lieder, Motetten und Konzerte in den verschiedensten Besetzungen (»Musae Sioniae«, 9 Teile, 1605-10). Das Orgelwerk umfasst drei Fantasien über deutsche Psalmlieder M. Luthers, zwei Variationen über »Nun lob mein Seel den Herren« und sechs Hymnenvariationen. Das einzige weltliche Werk ist »Terpsichore« (1612), eine Sammlung von 312 4- bis 6-stimmigen Tänzen Pariser Tanzmeister. Zwei Sammelwerke (»Polyhymnia caduceatrix et panegyrica«, 1619, und »Polyhymnia exercitatrix«, 1620) sind dem großen theoretischen Werk des Praetorius zugeordnet, dem »Syntagma musicum« (3 Teile, 1615-20), einem umfassenden Zeugnis der damaligen Musikpraxis und Instrumentenkunde.
 
Ausgaben: Gesamtausgabe der musikalischen Werke, herausgegeben von F. Blume u. a., 21 Bände (Neuausgaben 1928-60); Syntagma musicum, herausgegeben von W. Gurlitt, 3 Bände (3-51978-86).
 
 
W. Gurlitt: M. P. (1915, Nachdruck 1968);
 L. U. Abraham: Der Generalbaß im Schaffen des M. P. u. seine harmon. Voraussetzungen (1961);
 
M. P. Creuzbergensis, bearb. v. K. Gudewill u. a. (1971);
 S. Vogelsänger: M. P. beim Wort genommen. Zur Entstehungsgesch. seiner Werke (1987);
 S. Vogelsänger: M. P. - Diener vieler Herren (1991).

Universal-Lexikon. 2012.

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